Jedes Arzneimittel hat ein Verfallsdatum, das in der Regel direkt auf der Packung zu sehen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt geben die Hersteller eine Garantie für die Qualität ihrer Produkte. Wurde das Medikament richtig gelagert, kann man in der angegebenen Zeit davon ausgehen, dass es wirksam und unbedenklich ist. Doch was ist zu tun, wenn ein Medikament abgelaufen ist?
Wie die Haltbarkeit festgelegt wird
Um die Haltbarkeit festzustellen, führen die Hersteller groß angelegte Tests durch. Man beobachtet, wie lange ein Produkt unter verschiedenen Bedingungen stabil bleibt. Relevante Parameter sind unter anderem die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und der Lichteinfall. Die so ermittelten Daten gehen dann an die Zulassungsbehörde, die auf deren Basis ein verbindliches Verfallsdatum festlegt. Den Produkten darf allerdings keine Haltbarkeit bescheinigt werden, die länger ist als fünf Jahre, weil man davon ausgeht, dass sich der Stand des Wissens in dieser Zeit ändern kann.
Wirksamkeit nimmt ab
In den meisten Fällen lässt der Wirkstoffgehalt nach, wenn ein Medikament abgelaufen ist. Ein Problem ist dies zum Beispiel bei Antibiotika: wenn die Dosis nicht hoch genug ist, um im Körper die benötigte Konzentration aufzubauen, kann es vorkommen, dass der Erreger die Behandlung überlebt und gegen das Antibiotikum resistent wird. Heikel ist auch die Nutzung abgelaufener Hormone – zum Beispiel bei der Anti-Baby-Pille. Wenn die Menge des Wirkstoffs nicht stimmt, bietet sie keinen Schutz mehr vor einer Schwangerschaft.
Abbauprodukte und Infektionserreger
Aus reinen Substanzen bilden sich in der Regel keine giftigen Stoffe. In den meisten Medikamenten kommen keine Wirkstoffe zum Einsatz, von denen giftige Abbauprodukte bekannt sind. Doch es gibt einige gefährliche Ausnahmen: Hydrochlorothiazid etwa, das bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz verschrieben wird, bildet beim Abbau giftiges Formaldehyd. Besonders gefährdet sind alle flüssigen Produkte: alte Augentropfen können zu Infektionen führen, die nur schwer zu behandeln sind. Ähnliches gilt für Salben, die man auf Wunden oder Schleimhäute aufträgt.
Haltbarkeit und Lagerung
Ein wichtiger Faktor, der die Haltbarkeit von Medikamenten beeinflusst, ist die Lagerung. Viele Haushalte lagern sie im Badezimmer oder in der Küche, den denkbar schlechtesten Orten. Starke Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur beschleunigen den Abbau der Wirkstoffe enorm. Wenn etwa eine Aspirin-Tablette feucht wird, zersetzt sich ihr Wirkstoff in Salicylsäure und Essigsäure – zu erkennen an einem säuerlichen Geruch. Diese Substanzen sind zwar nicht giftig, die Wirksamkeit des Medikaments ist dann jedoch stark beeinträchtigt.
Die meisten Arzneimittel sind dunkel und trocken bei Raumtemperatur zu lagern. Nur wenn es auf der Packung angegeben ist, sollte man sie im Kühlschrank aufbewahren. Der ideale Ort ist in Privathaushalten das Schlafzimmer oder der Flur, da es dort meist kühler ist als in den restlichen Räumen.
Wann ist ein Medikament zu entsorgen?
Zu entsorgen ist ein Medikament auf jeden Fall, wenn es eines der folgenden Merkmale aufweist:
- verfärbte oder bröselige Tabletten
- schrumpelige Kapseln
- Flüssigkeiten mit Flocken oder Bodensatz
- ranzig riechende oder ölige Salben
- Zäpfchen mit kristallinen Auflagerungen
- Nasen- und Augentropfen maximal vier Wochen nach Anbruch
- Antibiotika und Hormone nach Ablaufdatum
Medikament abgelaufen: wie entsorgt man richtig?
Viele Medikamente werden über den Hausmüll oder die Toilette entsorgt. Für die Umwelt ist das problematisch. Die meisten Apotheken nehmen jedoch abgelaufene Medikamente zurück und entsorgen sie fachgerecht.
Weitere Informationen
Heike Stüvel: Kann man nach dem Verfallsdatum Medikamente nutzen? In: onmeda.de.